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Woman in Tech

Christiane im Interview

Christiane ist eine unserer Geschäftsführerinnen und schon seit einigen Jahren in der IT-Branche unterwegs. Ihre vielen unterschiedlichen beruflichen Stationen, die sie bisher absolviert hat, machen ihren Werdegang vom Mathe- und Physik-LK am Gymnasium bis hin zur Geschäftsführerin bei CI besonders spannend. Wir haben mal nachgefragt, wie sie in der IT Fuß gefasst hat ist und wie sie die Branche als Frau erlebt.

Foto von Eva Schiffbauer
Eva Schiffbauer

Marketingmanagerin

Du bist jetzt schon seit gut zwei Jahren Geschäftsführerin bei der CI. Aus deiner Rolle heraus: Warum ist Vielfalt in der IT so wichtig und welche Rolle kommt dabei Women In Tech zu?

In der IT beschäftigen wir uns oft mit komplexen Problemen, die wir nicht einfach mit Wissen und geübten Abläufen lösen können, für die es neue Wege und Ideen braucht. In solchen Situationen ist Können, Intuition und Kreativität gefragt. Unterschiedliche Erfahrungen und kulturelle Hintergründe bringen vielfältige Perspektiven mit sich und spannen daher einen größeren Lösungsraum auf. Frauen nehmen Situationen und Herausforderungen anders wahr als Männer. Und da es in der IT leider immer noch deutlich weniger Frauen als Männer gibt, sind weibliche Perspektiven immer wertvoll. Darüber hinaus profitieren Frauen wie Männer von diversen Teams insofern, als sie leichter von ihrem Stereotyp abweichen können: Männer trauen sich eher vermeintliche Schwächen zu thematisieren oder empathischer zu sein, und Frauen können sich wunderbar von dem gesellschaftlichen Frauenbild lösen und ihrer nerdigen Seite freien Lauf lassen ;)

Was waren deine ersten Berührungspunkte mit Technologie? Warst du schon als Kind daran interessiert? 

Das kürzliche 40-jährige Jubiläum des Apple Macintosh hat mich an meine ersten Berührungspunkte mit PCs erinnert. Als Mathe- und Physiklehrer hatte mein Vater einen solchen Computer in seinem Arbeitszimmer. Dort habe ich mein erstes „Hello World“ Programm in Basic geschrieben. Darüber hinaus habe ich mich zwar nicht weiter mit Technik beschäftigt und meine Zeit lieber im Reitstall verbracht, aber die Selbstverständlichkeit, mit der naturwissenschaftliche Themen in meinem Elternhaus vorkamen, hat meine Haltung und mein Selbstverständnis geprägt. Dafür bin ich meinen Eltern sehr dankbar!

Christiane im Interview

Wie hast du dich für dein Studienfach oder deine Ausbildung im IT-Bereich entschieden? Auf welche Herausforderungen bist du gestoßen oder welche Erfahrungen waren besonders prägend?

Bei der Wahl der Leistungskurse am Gymnasium habe ich mich im Grunde schon in die technische Richtung bewegt. Mathe ist mir immer schon leichtgefallen, und nachdem die Fachschaft Physik sehr viel Werbung gemacht hatte, entschied ich mich zusammen mit 3 weiteren Mädchen und 8 Jungen, neben Mathe auch Physik als Leistungskurs zu wählen. Wir haben diese Wahl nicht bereut, denn mit nur 12 Leuten und jeder Menge Experimenten und spannenden Themen war Physik unser spaßigster Kurs.
Ich habe dann angefangen, in Bonn Informatik zu studieren, das erschien mir nach meinem naturwissenschaftlichen Abitur naheliegend. Das Studium verlief sehr mathe-lastig, das kam mir und meinen analytischen Neigungen sehr entgegen. Im Gegensatz zu den meisten meiner (männlichen) Kommilitonen war ich jedoch überhaupt nicht technik-verliebt; am Computer saß ich wirklich nur, um die Programmieraufgaben zu erledigen. Das hat mich zunächst etwas beunruhigt, war aber letztlich für das Studium kein Problem. Die Atmosphäre und der Umgang untereinander waren sehr entspannt und wertschätzend, Erkenntnisse wurden freudestrahlend geteilt und man hat immer jemanden zum Abschreiben gefunden ;) Wenn Freundinnen mir von ihren Erfahrungen an anderen Fakultäten erzählten, war ich sehr froh, dass ich von Informatikern umgeben war.

Christiane im Interview

Was kannst du uns über deine beruflichen Stationen und Projekte in der IT erzählen? Wie bist du in den Anfangsjahren deiner Karriere persönlich gewachsen?

Ich bin zunächst bei einem großen Mobilfunkbetreiber in der Business Analyse eingestiegen. Die Kombination aus analytischer Arbeit und Kommunikation hat mir sehr viel Spaß gemacht, insbesondere die internationale Zusammen­arbeit mit einer israelischen Firma. Mein Projektleiter war dabei ein absoluter Glücksfall, er hat mich als Berufseinsteigerin aber auch unser gesamtes Team ganz großartig geführt und ich konnte sehr viel von ihm lernen.
Nach ca. 2 Jahren hatte ich die Gelegenheit, mit anderen Kolleg*innen als Expatriate nach Rom, Italien zu gehen, um dort einen neuen Mobilfunkbetreiber aufzubauen. Das war natürlich eine großartige Chance, auch wenn ich dafür mein Team verlassen musste. Wir waren dort ein knappes Jahr gemeinsam im Einsatz und der Abschied von Rom fiel mir entsprechend schwer.
Nach Deutschland zurückgekehrt bin ich dann als IT-Projektleiterin für unterschiedliche, teils internationale Projekte. Das internationale Arbeiten hat mich in meinen ersten Berufsjahren sehr fasziniert und geprägt. Ich musste zwar oft aus meiner Komfortzone heraustreten, wurde dafür aber mit tollen Menschen und spannenden Aufgaben belohnt. Außerdem habe ich dadurch schon früh die Erfahrung gemacht, dass es sich auszahlt, mutig zu sein und ungewisse Herausforderungen anzunehmen.
Zwischen 2001 und 2008 wurden unsere drei Kinder geboren. Ich war nun auf eine verlässlichere Arbeitsumgebung angewiesen und habe die Möglichkeit, Teilzeit zu arbeiten, genutzt. Mein Mann und ich haben die Familienverantwortung gemeinsam getragen und auch beruflich gleichermaßen zurückgesteckt. So war ich 2006 in der Lage, meine erste Teamleitung mit Personalverantwortung zu übernehmen. 
Nachdem ich bei T-Systems meine ersten agilen Schritte als Product Owner gegangen war, wechselte ich 2014 zu congstar. Das war ein absoluter Quantensprung in der Art und Weise, Software zu entwickeln. Ich habe hier als Scrum Master und Agile Coach unfassbar viel gelernt und tolle Möglichkeiten gehabt, Teams zu begleiten und zu entwickeln. Hier hatte ich zunehmend das Gefühl, in meiner Lieblingsrolle angekommen zu sein.
Der Wechsel zu CI in die Rolle der Geschäftsführung war vermutlich mein größter Entwicklungsschritt.  Auch heute, nach mehr als 2 Jahren, lerne ich immer noch so vieles dazu und fühle mich trotzdem absolut richtig und angekommen hier.

Hast du während deiner Karriere Diskriminierung oder Vorurteile aufgrund deines Geschlechts erlebt? Wenn ja, wie bist du damit umgegangen? 

Nein, habe ich nicht. Ich habe mich immer respektiert und akzeptiert gefühlt. Natürlich war ich in meinem Arbeitsumfeld – und bin es immer noch – überwiegend von Männern umgeben. Das prägt die Art der Kommunikation untereinander sicherlich anders, als es in gemischten oder rein weiblichen Teams der Fall wäre. Und natürlich würde ich mir mehr Frauen an meiner Seite wünschen. Aber wie gesagt, ich habe mich immer respektiert gefühlt.

Christiane Napp-Zinn im Interview

Im Februar 2022 wurde Christiane von den Mitarbeiter*innen der CI Software Solutions als neue Geschäftsführerin ausgewählt. Wie das war, hat sie uns damals in einem Interview erzählt:

Was denkst du, warum immer noch so wenig Frauen den Weg in die IT-Karriere einschlagen?

Ich denke, dass die Weichen sehr früh in der Kindheit und Jugend gestellt werden, bei mir war das ja auch so. Leider sind die klassischen Rollenbilder in der Erziehung immer noch sehr stark ausgeprägt: „Mädchen können kein Mathe, Mädchen müssen gefallen“. Wenn mir immer wieder eingeredet wird, dass ich als Mädchen kein Mathe kann, dann traue ich es mir irgendwann auch nicht mehr zu. 
Hinzu kommt, dass viele denken, dass man in der IT-Branche nur am Rechner sitzt und nichts „mit Menschen macht“. Das stimmt überhaupt nicht! Ganz im Gegenteil, Kommunikation ist aus meiner Sicht der zentrale Erfolgsfaktor für Projekte. Wir müssen dringend das Image der Branche aufpolieren – durch mehr Aufklärung zu IT-Jobs und durch mehr weibliche Role Models. Daher finde ich unsere CI Kampagne zu Women in Tech ganz wichtig!

Welche Anregungen und Empfehlungen hast du für Frauen, die in der IT Fuß fassen möchten und vielleicht ähnlichen Herausforderungen gegenüberstehen wie du in deiner Karriere?

Ich kann allen Frauen nur empfehlen, mutig zu sein und sich mehr zuzutrauen! Auch ich war an mehreren Stellen meiner Karriere unsicher, ob ich die Richtige bin für den Job, aber ich habe es nie bereut und viel mehr Wertschätzung erfahren, als ich jemals erwartet hätte. 
Darüber hinaus kann ich nur noch einmal betonen, wie vielfältig und interessant die Tätigkeiten in der IT-Branche sind. Scrum Master, Teamleitungs- und Coachingrollen sind genauso wichtig wie Entwickler*innen, Business Analyst*innen und Architekt*innen – einfach ausprobieren!
Last but not least liegt mir das Thema Familienplanung am Herzen. Eine gute berufliche Weiterentwicklung im Einklang mit Kindern und Familie funktioniert nur, wenn die Eltern sich als Team begreifen und die Verantwortung gemeinsam tragen – nehmt also eure Partner*innen in die Pflicht! Gerade in der IT bieten Teilzeitmodelle, Elternzeit und die Möglichkeit, von zu Hause zu arbeiten, viel Flexibilität.