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Wandel im Denken

Es wird Ernst! Nachdem wir am 6. Oktober 2020 unsere Mitarbeitergenossenschaft CI gegründet haben, steht für Mitte März der Kauf von 90 Prozent der Firmenanteile an. Damit geht die Cologne Intelligence zu großen Teilen von den Gründern in den Besitz der CI One eG über und die Genossenschaft nimmt sukzessive die Rolle des Unternehmers ein. Ich möchte in diesem Artikel als Vorstandsmitglied einen Blick hinter die Kulissen der Genossenschaftsarbeit gewähren und meine persönlichen Gedanken teilen.

Die Gründungsphase

Welche konkrete Arbeit kam nach der Gründungsversammlung im Oktober 2020 auf uns zu? Die jeweils fünf frisch gewählten Vorstands- und Aufsichtsratsmitglieder mussten sich in die neue Form der Zusammen­arbeit einfinden und die doch sehr formalistische Gremienarbeit aufnehmen. Weiterbildung in Genossenschaftsvorschriften, Etablierung von Geschäftsordnungen, Errichtung von Plattformen und Formaten für den Austausch, die Zusammen­arbeit und die Vorbereitung von Beschlussfassungen prägten die ersten Tage und Wochen der Gründungsphase. 

Als Genossenschaft „in Gründung“ mussten wir eng mit dem uns zugeordneten Prüfer des Genossenschaftsverbandes zusammenarbeiten, um die Prüfungsphase zügig mit einem positiven Gründungsgutachten abschließen zu können. Parallel haben wir intensiv mit den Firmengründern über Kaufvertrag und Darlehensverträgen verhandelt und gemeinsam den neuen Gesellschaftervertrag für die CI gestaltet. Wir haben die Finanzplanungen weiter verfeinert, eine Cashflowplanung für die nächsten Jahre validiert, mit den Geschäftsführern eine mehrjährige Geschäftsplanung durchgesprochen, Gespräche mit der Bank zu Kreditvertrag, Projektfortschritten und Kontoeröffnungsformalien geführt. Darüber hinaus haben wir mit der Auswahl eines externen Anbieters für den Bereich Buchführung und Steuerberatung die Grundlage für eine ordnungsgemäße Führung der finanziellen Geschäfte der CI One geschaffen.

Die heiße Phase

Wir treten jetzt in die heiße Phase ein. Das positive Gründungsgutachten haben wir inzwischen erhalten und wir fiebern den nächsten aufregenden Schritten entgegen. Als allererstes wird aus der „CI One eG i.G.“ endlich die „CI One eG“, denn der Notartermin für die Eintragung der Genossenschaft in das offizielle Register steht an. Auf der folgenden außerordentlichen Generalversammlung werden die Mitglieder dann final über den Kauf der CI-Anteile durch die CI One entscheiden. Diese Generalversammlung bereiten wir intensiv vor: Unter anderem verteilen wir einen Monat vor der Versammlung alle Vertragsdokumente an die Mitglieder, stellen die Eckpunkte der Verträge in einem Deep Dive vor und bieten Raum für Fragen. Mit einem positiven Votum der Generalversammlung kann die CI One den Kauf der CI Anteile umsetzen.

Rückblick und Ausblick

Die letzten Monate der Gremienarbeit waren geprägt von langen Tagen. Die Arbeit für die Genossenschaft muss mit unserem „normalen Job“ in Einklang gebracht werden, was bedeutet: Treffen trotz voller Terminkalender organisieren, Entscheidungen vorbereiten, diskutieren, beschließen und protokollieren. Bei alledem kommt die Kommunikation nach außen gefühlt immer zu kurz, aber wir geben unser Bestes, um die CI-Mitarbeiter und die Mitglieder der Genossenschaft mit den relevanten Informationen zu versorgen. Dazu benutzen wir firmenweite StandUps, Newsletter und Nachrichten im Teams-Chat. Unser großes Ziel: Wenn der Kauf der Firmenanteile umgesetzt und damit ein riesiger Berg Arbeit geschafft ist, möchten wir unbedingt die Kommunikation intensivieren und die Mitglieder eng in die Geschicke der Genossenschaft einbinden. Wir wollen die Herausforderung annehmen und die CI One gemeinsam mit Leben und Inhalt zu füllen. Die Mitglieder und Mitarbeiter sollen die Möglichkeit haben, die satzungsgemäßen Ziele der Genossenschaft zu erreichen. Denn die CI One soll nicht ein zahnloser Tiger werden, der nur als Hülle für die Kaufabwicklung der Firmenanteile dient. Und nicht zuletzt gewinnt eine attraktive CI One leichter neue Mitglieder und regt die bestehen Mitglieder zu aktiver Mitarbeit an.

Wandel im Denken

Was hat mich in dieser Zeit persönlich am meisten beschäftigt? Ich habe festgestellt, dass ich einen anderen Zugang zu den finanziellen Summen finde und eine Bedeutung hinter den Zahlen suche. Zwar gehe ich gewohnheitsgemäß schon in meinem gesamten „Angestelltenleben“ mit hohen Millionensummen um. Aber in Form von Projektvolumen, Betriebsverträgen oder von Beschaffung und Verwaltung von Investitionsgütern blieben die Finanzzahlen dahinter doch eher abstrakt. Die detaillierten Verträge zu verhandeln, dass wir als Mitarbeitergenossenschaft unsere eigene Firma kaufen, öffnet andere Dimensionen in meinem Denken. Direkte Betroffenheit, die sich auch in langen Nächten ausdrückt, in denen mich folgende Fragen beschäftigen: Können wir uns das als Firma leisten? Ist der Kaufpreis angemessen? Sind wir auch mit der sich abzeichnenden Fremdkapitalbelastung in der Zukunft genügend handlungsfähig, um auf sich verändernde Märkte angemessen schnell zu reagieren? Wie beeinflusst das die Zukunft von über 150 Mitarbeiter­innen und Mitarbeitern? Um es kurz zu sagen: Einnahme der Unternehmerperspektive. Dabei kann ich mich immer auf das breite Netzwerk in der CI verlassen. Gespräche mit den Firmengründern, den anderen Vorstandsmitgliedern, dem Aufsichtsrat, den Geschäftsführern und den Genossenschaftsmitgliedern und Mitarbeitern bieten die Möglichkeit des intensiven Meinungsaustauschs und der Ideenfindung. Alles in Allem: Im Moment ist es genau so wie ich es mir vorgestellt habe, nämlich spannend, anspruchsvoll und an der Schnittstelle, um die wichtigen Weichenstellungen für die Zukunft der CI gestalten zu können.