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Cloud statt Kompromisse: Wie der Umstieg gelingt

Teilnehmerblitzlicht zum Innovation Impuls #17

Digitale Transformation hat viele Gesichter, und insbesondere der Weg in die Cloud als potenzieller „Stairway to Heaven“ stellt eine weitreichende Veränderung mit zahlreichen Herausforderungen, aber auch enormen Chancen dar. Innovation Impuls #17 hat sich aus gleich drei Perspektiven einer besonders spannenden Frage gewidmet: der Cloud-Transformation in der Versicherungsbranche und wie diese gelingt. Während Branchen-Experte Sebastian Pitzler zunächst Einblicke in den Markt mit seinen spezifischen Herausforderungen bot, blickte CI Product Owner und Business Analyst Arne Maercker auf ein aktuelles Cloud-Migrationsprojekt mit der Zurich. Abschließend zeigte DevOps Engineer Alex Wiechert, wie eine durchdachte Cloudarchitektur mit DevOps und FinOps für Skalierbarkeit, Resilienz und einen optimierten Ressourceneinsatz führt.

Herausforderungen für Versicherer

Die Versicherungsbranche ist im Umbruch. Der rasante technologische Wandel, aber auch veränderte Kundenbedürfnisse und regulatorische Anforderungen erzeugen einen enormen Transformations- und Digitalisierungsdruck. Um hier zu bestehen, müssen Versicherungsunternehmen die Transformation vom reinen Kostenerstatter im Schadensfall zum kundenorientierten Lebensbegleiter bewältigen – eine tiefgreifende Veränderung also, in der Technologie Enabler ist, um alte Systeme aufzubrechen und zukunftsfähige Produkte zu entwickeln. 

Die wesentlichen Needs:

  • Kosten- und Prozesseffizienz
  • Distribution und Kundenschnittstelle
  • Erschließung angrenzender (digitaler) Ökosysteme

Im Vergleich zu anderen Branchen gibt es zwei Faktoren, die in der Finanz- und Versicherungsbranche für eine besondere Komplexität sorgen: die bestehende IT-Infrastruktur sowie sehr hohe Anforderungen an IT-Sicherheit und Resilienz.  

Spannungsfeld der Versicherer

Als Branchenfremde/r fragt man sich vermutlich, warum die bestehende IT-Infrastruktur ein besonderes Thema für die Versicherungsbranche ist – was die perfekte Überleitung zur Case Study unseres Impulses darstellt. Denn unser Kunde betreibt, ebenso wie die meisten Versicherer, einen großen Teil  seiner IT-Applikationen auf IBM Mainframe-Großrechnern. Das Problem: Die dahinterliegende Programmiersprache COBOL stirbt gerade aus, deutschlandweit gibt es nur sehr wenige Menschen, die sie wirklich gut beherrschen, und die meisten davon stehen bereits am Ende ihres Berufslebens. Darüber hinaus haben sie hohe Lizenzkosten sowie Ausfallrisiken und sind nicht mit modernen Data & AI Cloudkomponenten kompatibel. Die Weiterentwicklung erfolgt im Wasserfall und leidet unter langen Release-Zyklen. Um also, wie es Sebastian Pitzler benennt, „moderne, sichere und skalierbare Lösungen für eine kundenzentrierte Plattformökonomie der Zukunft“ umzusetzen, müssen die alten Legacy-Systeme durch Cloud-Technologien ersetzt werden.

Case Study: Aufbau einer Berichtsplattform für die Lebensversicherung

In einem Versicherungsunternehmen gibt es zahlreiche und vielfältige Produkte, Prozesse und Systeme, die in die technologische Zukunft geführt werden müssen. Die Zurich hat mit Cologne Intelligence zunächst den Bereich der Lebensversicherung angepackt. Unser Auftraggeber: die Aktuare, also die Versicherungsmathematiker, deren Aufgabe es ist, die Risiken im Versicherungswesen zu erfassen und zu quantifizieren. So überprüfen sie die Finanzlage des Unternehmens (also die Erfüllbarkeit der sich aus den Versicherungsverträgen ergebenden Verpflichtungen) und stellen sicher, dass rechtliche Bestimmungen bei der Berechnung von Prämien und Deckungsrückstellungen erfüllt werden. Es handelt sich hier um absolut geschäftskritische Anwendungen, die unter Aufsicht der BaFin stehen. Entsprechend stellte sich auch die Herangehensweise dar. Statt maximaler Technologie-Magie war es vor allem wichtig, dass der Output des neuen Systems genauso sein muss, wie der alte Output, um weiterhin die Anforderungen der BaFin exakt zu erfüllen. 

Weitere zentrale Ziele:

  • Stabiles System mit besserer Performance
  • Einfache Handhabung mit schneller Implementierung kleinerer Change Requests
  • Gute, transparente Dokumentation, sodass verständlich ist, was das System tut, ohne als Fachexpert*in den Code beurteilen zu müssen

Wir haben das Konten- und Berichtswesens im Bereich der Lebensversicherung abgelöst und auf einen modernen Tech Stack in der Cloud migriert. Die Datenablage im neuen System erfolgt strukturiert im Datawarehouse und erfüllt die eingangs vorgestellten Anforderungen der Aktuare.

Lösung: Strukturierte Datenablage im DWH

Die Anforderung, dass der Output des neuen Systems dem des alten Systems entsprechen muss, hat im Übrigen auch Vorteile: Sie erleichtert dank gut vergleichbarer KPIs einen Benchmark zwischen den Systemen und dient damit gleichzeitig als Nachweis für die BaFin. Automatisierte Compare-Tests sind hier ein entscheidender Erfolgsfaktor.

Mit dem neuen Produkt können aber nicht nur Berichte erzeugt werden, es ermöglicht auch die Integration weiterer Data & AI-Komponenten. So bildet es die Basis für weitere Produktentwicklungen – und legt den Grundstein für eine veränderte, moderne und agile Arbeitsweise. Besonders deutlich wird das am Beispiel der Release-Zyklen. Während es in der alten Mainframe-Welt drei Releases pro Jahr gab, findet in der neuen Welt dank Scrum alle drei Wochen ein Release statt. Man sieht also ganz deutlich: Hier führt der technologische Veränderungsdruck zu einer kulturellen Organisationstransformation vom Wasserfall hin zur Agilität mit einem vollkommen anderen Mindset, wie IT entwickelt und betrieben wird.

Wie geht es nun weiter? Die Zukunft liegt sicher im Bereich KI, wobei auch hier der Faktor COBOL eine besondere Anforderung darstellt. Dadurch, dass die Sprache mehr und mehr ausstirbt, kommt sie kaum in GitHub und Co. vor und findet in den Trainingsdatensätzen gängiger LLM-basierter Tools entsprechend kaum statt. Eine Lösung könnten KI-Agenten sein, die branchenspezifisch mit COBOL trainiert wurden und von Fachexpert*innen im Entwicklungsprozess eingesetzt werden. Ebenfalls eine komplexe Aufgabe, da die verwendeten, in COBOL geschriebenen Businesslogiken hochkomplex und meist auf Deutsch sind. Wir sehen also ganz deutlich: Ein weiterer wesentlicher Erfolgsfaktor ist der Aufbau von Branchen-Know-How bei den IT-Expert*innen sowie das sukzessive Befähigen von Product Ownern und Fachseite.

Gute Nachrichten für alle, die tiefer in den Case einsteigen möchten: Im Juni wird Arne gemeinsam mit Jutta Stratmann von der Zurich auf der Bühne dazu sprechen. Wir werden berichten! Bis dahin geht es hier zur Referenz:

Architektur mit Plan

Als dritter Speaker des Abends ging schließlich Alex Wiechert darauf ein, wie mit einer durchdachten Cloud-Strategie und klugen Architekturentscheidungen die Potenziale der Technologie optimal gehoben werden können. Die größten Vorteile:

Resilienz und Verfügbarkeit

Resilienz bezieht sich auf die Fähigkeit eines Systems, bei Störungen oder Ausfällen weiterhin zu funktionieren oder sich schnell davon zu erholen. Verfügbarkeit bezieht sich auf die Fähigkeit eines Systems, den Zugriff auf seine Dienste oder Ressourcen zu gewährleisten, wenn sie benötigt werden. Dieser Aspekt ist in der Versicherungbranche mehr als nur Selbstzweck, sondern notwendig, um die regulatorischen Anforderungen zu erfüllen – versagt ein System, drohen hohe Strafen.

In Sachen Sicherheit bringen Cloud-Lösungen einige wesentliche Vorteile mit sich, denn Anbieter wie AWS sind in der Regel nach anerkannten Standards wie ISO 27001 zertifiziert. Darüber hinaus arbeiten bei den Cloud-Anbieter die qualifiziertesten Security-Expert*innen an den Sicherheitsressourcen der Cloud. So ist die Sicherheit stets State-of-the-Art und die Unternehmen profitieren jederzeit von den neuesten Sicherheitsstrategien und Tools. Wie wichtig das ist, zeigte beispielsweise der Beginn des Russland-Ukraine-Kriegs, mit dem die Zahl russischer Cyberangriffe massiv stieg – schnell passende Sicherheitsmaßnahmen zu implementieren und auch zu dokumentieren, ist für die IT-Abteilung eines einzelnen Unternehmens eine massive Herausforderung. Hier hilft z. B. der AWS Security Hub, den Sicherheitsstatus seiner Cloud-Workloads zu überwachen und bietet einen umfassenden Überblick über Sicherheitsanalysen und Best Practices.

Skalierbarkeit 

Cloud-Architekturen ermöglichen es, Ressourcen bedarfsgerecht anzupassen, um Spitzenlasten zu bewältigen oder Kosten zu senken. Systeme können automatisch skaliert werden, um Performance zu optimieren und gleichzeitig Kosten zu minimieren. Ein konkretes Branchenbeispiel ist die Kfz-Versicherungswechsel-Saison: Früher mussten Systeme so groß gebaut und betrieben werden, dass sie in Spitzenzeiten die anfallende Last bewältigen können, obwohl in weiten Teilen des Jahres nur Bruchteile dieser Kapazitäten benötigt wurden. In der Cloud hingegen können Ressourcen bedarfsgerecht flexibel angepasst werden, um Lastspitzen intelligent abzufangen. So führt die Skalierbarkeit zu enormen Ressourcen-Einsparungen.
Service-Entkopplung

In der Entkopplung liegt ein Schlüssel zur Skalierbarkeit und Ausfallsicherheit, denn sie vereinfacht Wartung und Entwicklung durch klare Verantwortlichkeiten und macht Cloudarchitekturen so flexibler und effizienter. Entkoppelte Services können unabhängig voneinander skaliert und aktualisiert werden.

Einfache Integration externer Schnittstellen

Die Schnittstellenfähigkeit wirkt sowohl in der Bereitstellung nach außen, als auch bei der schnellen Integration externer Funktionserweiterungen, die das eigene Produkt besser auf aktuelle Kundenbedürfnisse ausrichten. Ein Branchen-Use-Case für die Öffnung nach außen ist das Renten-Cockpit. Hier wird die Cloud-Technologie zum Enabler, um Anforderungen überhaupt erfüllen zu können. 

Noch mehr FinOps gibt es im Mai auf der JAX, wo Alex auf der Bühne tiefer ins Thema einsteigt. Schaut vorbei!

Next Level: FinOps

Womit wir bei FinOps wären, einem besonders heißen Thema des Abends. Kurz zur Definition: FinOps verbindet Finanzmanagement mit technischen Prozessen, um die Cloud-Kosten durch Transparenz, Analyse und bedarfsgerechte Ressourcennutzung zu optimieren. FinOps verbessert Budgetkontrolle, verhindert Kostenüberschreitungen und unterstützt strategische Entscheidungen. 

Was bedeutet das? Hier kam ein sehr schön greifbares Beispiel aus dem Publikum: In der alten Welt beschränkte sich das Kostenoptmierungspotenzial mehr oder weniger auf den Zeitpunkt, an dem Investments in neue Infrastruktur getätigt werden mussten (Verhandlung über Rabatte oder andere Kostenersparnisse). Im Betrieb gab es dann nur noch wenig Spielraum und Flexibilität. 

Dies ändert sich durch die Transparenz und Skalierbarkeit von Cloud-Lösungen fundamental. Es muss eben nicht mehr immer die größtmögliche Kapazität für Lastspitzen im Kfz-Versicherungsgeschäft bereitgehalten werden – im Gegenteil, die Steuerungsmöglichkeiten sind noch viel feiner. Entwicklungssysteme? Können am Wochenende auf ein Minimum heruntergefahren werden. Requests? Können einzeln dann abgerechnet werden, wenn sie anfallen. Und so weiter. Letztlich versetzt FinOps uns in die Lage, genau zu beziffern, was unsere Workloads kosten und dann zu entscheiden, ob das wirtschaftlich ist. Und wieder wirkt die Technologie in die „Real World“, denn letztlich können so auch versicherungsspezifische Prozesse auf den Prüfstand gestellt und optimiert werden. 

Halten wir fest: Im Thema FinOps steckt ein enormes Potenzial, denn wir sparen nicht nur monetär Kosten, sondern reduzieren auch überflüssige Rechenkapazität und sparen viel Energie, was wiederum zur Erfüllung von Nachhaltigkeitsstandards beiträgt. Im Übrigen, so berichtete ein AWS-Vertreter im Publikum, berät und schult auch AWS als Anbieter hier sehr intensiv.

Summary

Die Zusammenfassung der drei Speaker lautet, in a Nutshell:

  • Regulatorik und Business Needs erzeugen Druck auf Legacy-Systeme
  • Der Umstieg auf Cloud-Technologien eröffnet neue Chancen für Produkt- und Service-Innovationen
  • FinOps ermöglicht den kostenoptimalen Einsatz von Cloud-Technologien
  • Die technologische Transformation führt auch zu einem kulturellen Wandel hin zu einer agilen Organisation.

Meine Zusammenfassung als Zuhörerin lautet: Ich habe, obwohl branchenfremd und Non-Techie, einen kurzweiligen Abend erlebt und viel gelernt. Die Diskussion mit dem Publikum hat darüber hinaus noch weitere, sehr interessante Perspektiven aus der Welt der Versicherer, Provider und Entscheider eingebracht. Und am Ende ist, wie so häufig, nicht nur die Technologiereise selbst relevant, sondern auch der kulturelle Wandel dahinter und die Frage, wie der Umstieg gelingt.

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